Traumberuf Spielerberater

Der Moerser Kilian Falk vermittelt Profifußballer aus ganz Deutschland. Er steht in ihnen aber nicht nur bei Vertragsverhandlungen mit den Vereinen zur Seite, sondern versucht Mentor und Freund zugleich zu sein.

Als Julian Weigl im Januar 2020 für knapp 25 Millionen Euro von Borussia Dortmund zum portugiesischen Top-Klub Benfica Lissabon wechselte, durfte Kilian Falk vor Freude in die Hände klatschen. Der Fußballkenner war erst wenige Wochen als Spielerberater bei der neu gegründeten „Sports eXcellence Group“ angestellt, der mit dem Weigl-Transfer direkt ein großer Coup gelang. „Der Deal hat die Verpflichtung von Erling Haaland erst möglich gemacht. Ich konnte damals sehr viel lernen“, erinnert sich Falk, der im Januar den Bulgaren Stefan Velkov beim MSV Duisburg unterbrachte und seither eine Verbindung zum Drittligisten pflegt.

 Angefangen hat alles im Jahr 2018 im Amateurfußball mit der ersten Vermittlung eines Oberligaspielers vom SV Straelen. Falk machte über seine „Visitenkarte Social Media“ auf sich aufmerksam und investierte von Tag eins an viel Zeit und Geld. Durch Präsenz in den VIP-Logen der Stadien knüpfte er wichtige Kontakte. Nach den ersten verdienten Euros, eingenommen aus einigen Regionalliga-Deals, tat sich der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann mit einem Rechtsanwalt aus Xanten zusammen. Sein Netzwerk breitete sich immer weiter aus. Das bemerkte auch der bekannte Spielerberater Samy Wagner, der Schalker Talenten wie Thilo Kehrer, Max Meyer und Leroy Sané beratend zur Seite stand und Kilian Falk nach monatelangen Beobachtungen einen Job in seiner Essener Agentur anbot. Seit Sommer ist er bei der „B360 Sports Agency“ in Berlin beschäftigt.

Termine bei Bundesligisten gehören zum Alltag. Hinzu kommt der regelmäßige Austausch mit Sportdirektoren, Trainern, verschiedenen Scouts und den betreuten Profis. Das Handy des Moersers steht auch außerhalb der Transferperioden im Sommer und Winter nur ganz selten still. Oft wird ein Spieler zehn bis 20 Vereinen vorgeschlagen. „Am Ende ergeben sich im Optimalfall drei bis vier Optionen. Wenn es für beide Seiten interessant wird, dann geht’s in die Vertragsverhandlungen“, so Falk. Geduld und Fingerspitzengefühl sind im spannenden Beruf als Spielerberater ebenso ständig gefragt wie ein geschultes Auge sowie gute Vertriebskenntnisse. Erst recht, wenn es um Zahlen geht.

Ist die Tinte dann trocken, geht die Arbeit erst so richtig los, wie das Beispiel Malick Thiaw zeigt. Der deutsche U21-Nationalspieler unterschrieb im Juli 2020 einen Profivertrag beim FC Schalke 04. „Wir entwickeln den Jungen langfristig weiter und zahlen ihm beispielsweise ein Personaltraining. Daran sieht man, an welcher Stelle Spielberater auch wichtig sind“, sagt Kilian Falk, der quasi als Mentor und Freund zugleich für seine Klienten immer und überall ein offenes Ohr hat. „Kommunikation ist das A und O. Oft fragen sie über Video-Anrufe einfach nur nach deiner Meinung.“

Doch das knallharte Geschäft der Spielerberater wird in der öffentlichen Wahrnehmung oft mit sehr viel Skepsis betrachtet. Auch Kilian Falk kennt das Klischee, dass sich die mächtigsten Berater der Fußballwelt durch die Millionensummen nur selbst bereichern würden, statt das Wohl des Spielers in den Vordergrund zu stellen. „Natürlich verdient man bei großen Deals zusätzlich zum Grundgehalt einen Anteil der Ablöse als Provision. Das ist kein Geheimnis. Aber kaum jemand weiß, wie hoch die Kosten sind, die für einen Spieler anfallen. Ob für Leistungsdatenbanken, Steuerberatung oder Versicherungen. Von daher sollte man aufpassen, die Branche in ein schlechtes Licht zu rücken“, so Falk, der pro Monat mehrere Tausend Autokilometer auf Deutschlands Straßen zurücklegt. An guten Wochenenden stehen zudem bis zu sieben Spielbesuche auf dem Programm, die von der Bundesliga über den Juniorenbereich bis in die zweite niederländische Liga reichen.

Der Sonntag gehört dann komplett seinem Heimatverein, dem GSV Moers, in dem der ehemalige Torhüter in der E-Jugend zum ersten Mal zwischen den Pfosten stand. Nach Zwischenstationen in Meerbusch und Schwafheim war die aktive Karriere vor einigen Jahren aufgrund mehrerer schwerer Knieverletzungen früh vorbei. Zur Vorsaison übernahm Falk beim Bezirksligisten die Position des Sportlichen Leiters. „Die Aufgabe ist für mich eine echte Herzensangelegenheit. Ich habe hier viele Freunde und kann vom Business abschalten. Wir wollen wieder der erfolgreichste Verein in Moers sein“, so Falk, der auf lange Sicht wieder Richtung Landesliga blickt.

 Auch die persönlichen Ziele des ehrgeizigen und selbstbewussten Spielerberaters sind ambitioniert. „Ich möchte irgendwann zu den fünf Top-Beratern in Deutschland gehören.“ Mit viel Disziplin und einem professionellen Auftreten hält Falk eine Tätigkeit als Sportdirektor bei einem Profiverein in Zukunft nicht für ausgeschlossen. Unterstützung erfährt der Geschäftsmann jederzeit von seiner Familie. Zu seinen engsten Vertrauten zählen auch Liverpools Torhüter Loris Karius und Ex-Nationalspieler Dennis Aogo, mit denen der Moerser eine enge Freundschaft verbindet. Kilian Falk lebt seinen Traum als Spielberater. „Unter den Beratern herrscht schon eine Ellbogenmentalität. Doch auch wenn es oft stressig ist, liebe ich meinen Job über alles.“

Quelle: RP, 13.10.2021, Fabian Kleintges-Topoll

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