Fußballer am Niederrhein denken über Unterbrechung nach
Der Fußballverband Niederrhein beobachtet mit Sorge die steigenden Corona-Zahlen. Das sagt Präsident Peter Frymuth im Gespräch mit der Redaktion.
In die Bewertung der Corona-Situation für den Fußball und den Sport allgemein lässt Peter Frymuth in diesen Tagen ein Merkmal ausgesprochen häufig, aber durchaus angemessen einfließen. „Wir müssen sensibel sein und bleiben, das Geschehen ist eben dynamisch“, sagt der Präsident des Fußballverbandes Niederrhein. Sensibel bezieht sich in diesem Fall vor allem auf das Befinden von Fußballern und die Sorgen von Vereinen. „Keiner muss spielen, viele wollen aber Fußball spielen“, betont Frymuth, wenn es um eine mögliche Auszeit angesichts steigender Corona-Zahlen geht.
Der FVN-Präsident legt sich allerdings im Gegensatz zu anderen Teamsportarten nicht darauf fest, wie es weitergehen wird. Die Kollegen aus dem Handball, Basketball, Volleyball oder auch Tischtennis haben wie im März frühzeitig die Handbremse gezogen und für die meisten nicht-professionellen Ligen eine Spielpause ausgesprochen.
Zwei November-Spieltage im Fußball wackeln
Die Fußballer tun sich allein auch deshalb schwer, weil aufgrund der Vielzahl an Klubs und Ligen die Tragweite deutlich größer ist als in den anderen Teamsportarten. Außerdem, das ist nicht zu verachten, geht es selbst auf Landes- oder Bezirksliga-Ebene auch um ein wenig Honorar für Protagonisten.
Die FVN-Haltung ist auch deshalb nachvollziehbar, weil die aktuelle Corona-Verfügungslage in NRW noch bis 31. Oktober gilt. „Wir sollten die neue Lage abwarten und dann mit unseren Spielleitenden Stellen beraten“, so Frymuth.
Offenbar ist in der Überlegung, ähnlich wie es die Handballer und Volleyballer machen, bis zum Totensonntag-Wochenende auszusetzen und darauf zu hoffen, dass sich die Corona-Fallzahllage bis 29. November zumindest stabilisiert. Die beiden ausgefallenen Spieltage am 8. und 15. November würden dann im Februar vor dem Rückrundenstart nachgeholt. Am kommenden Samstag steht die erste Runde des Niederrheinpokals auf dem Programm, dazu gibt es Spiele in der Regionalliga West. Am Sonntag ist wegen Allerheiligen spielfrei.
Frymuth verweist dazu auf die veränderte Corona-Lage im Vergleich zum März, als der erste Lockdown den Sport lahmgelegt hatte. „Damals gab es eine Generalverfügung, derzeit sind es lokale Verfügungen.“ Das mache die Sache schwieriger. Duisburg sprach ein Fußballspielverbot aus, in Essen darf nach Spielen in der Umkleide nicht mehr geduscht werden. Bislang habe aber, so Frymuth, kein Gesundheitsamt bei 6000 Spielen im FVN-Gebiet in der jungen Saison einen Fußballplatz als Hotspot ausgemacht. „Unsere Vereine machen die Dinge im Rahmen der Möglichkeiten gut“, lobt Frymuth. Eine Prognose, wie es mit dem Fußball weitergeht, mag Frymuth aber nicht abgeben: „Niemand weiß, wie es nächste Woche aussieht.“
Sport als Hobby-Mittelpunkt für junge Menschen
Bei Fußball-Landesligist Fichte Lintfort vermutlich wieder besser. Acht Spieler hatten sich bekanntlich mit Corona infiziert. Am Sonntag soll das Training aber wieder aufgenommen werden. „Ich bin dafür, dass wir weiterspielen. Soll doch niemand glauben, dass das Virus in vier Wochen oder auch im nächsten Jahr verschwunden ist“, betont Fichte-Sportleiter Georg Mewes, „wir müssen uns irgendwie arrangieren mit dem Umständen.“
Mewes stellt vor allem auch den sozialen Aspekt einer erneuten Fußballpause heraus. „Viele haben den Sport als Hobby-Mittelpunkt zur täglichen Arbeit. Wenn der ausgesetzt oder gar verboten wird, treffen sich junge Leute eben privat. Ich glaube kaum, dass das Ansteckungsrisiko dann abnimmt.“
Sascha Weyen und Thomas Dörrer sind kritisch
Sportleiter Sascha Weyen von Bezirksligist VfL Repelen ist da skeptischer: „Es ist eine schwierige Situation, in der es keine guten Lösungen gibt. Das Tabellenbild wird immer schräger, je mehr Teams zwischenzeitlich aussetzen müssen. Da frage ich mich schon, ob alles dann noch einen Sinn macht.“
TuS Xantens Cheftrainer Thomas Dörrer hat eine klare Meinung zum Geschehen: „Einen Cut machen und die Winterpause erweitern, dazu hätten die meisten Ligen ja zeitlich Luft. Die Corona-Zahlen steigen beängstigend an, so dass es im Prinzip unverantwortlich ist, im Fußball einfach weiterzumachen. Ich mag da als Übungsleiter auch nicht in der Verantwortung sein, wenn in meiner Mannschaft aus irgendeinem Verschulden heraus etwas passiert.“
Thomas Geist: Weiterspielen, so lange es verantwortbar ist
Thomas Geist, seit Saisonanfang Sportlicher Leiter beim Kreisliga-A-Tabellenführer FC Neukirchen-Vluyn beurteilt die Situation nicht ganz so kritisch: „Die Gesundheit hat Vorrang. Die Gefahr geht allerdings vom Zusammensein in Innenräumen aus, nicht auf dem Platz selbst. Ich würde gern weiterspielen, soweit es verantwortbar ist.“
Vermutlich Anfang der nächsten Woche werden alle wissen, ob im November weiter Fußball gespielt werden wird.
Quelle: NRZ, 26.10.2020, Michael Ryberg