Corona: Das sagen Trainer zu Schnelltests im Amateurfußball

Ab 22. März könnte für Amateurfußballer wieder ein Mannschaftstraining trotz Corona möglich sein. Wir haben uns am Niederrhein umgehört.

Tim Wilke blickt täglich auf die Inzidenzzahlen. „Die Lust bei den Jungs und bei mir auf Fußball ist groß. Und wir haben als Tabellenletzter der Bezirksliga noch eine große Aufgabe zu lösen“, sagt der Trainer des SV Budberg, dessen Team seit der Zwangspause im Oktober auf Rang 15 feststeckt. „Ich hoffe nicht, dass unsere seit vielen Wochen aufrecht erhaltene Motivation wieder durch steigende Corona-Zahlen zerschossen wird.“

Die Schwarz-Weißen trainieren bereits in Zweiergruppen auf dem Platz, über Schnelltests aber in zehn Tagen ins Teamtraining einzusteigen, ist noch kein Thema. „Wie organisieren wir das und wer bezahlt?“, fragt sich Wilke.

Auch bei seinen Bezirksliga-Trainerkollegen mischen sich derzeit Fußball-Lust und Skepsis-Frust. „Ich würde gern mit der Mannschaft wieder trainieren. Dann bräuchten wir aber einen Sponsor, der die Schnelltests ab 22. März bezahlt“, sagt Dirk Warmann vom GSV Moers, „die Jungs haben alle Bock. Die Frage ist nur: Macht es Sinn, die Saison so spät noch einmal aufzunehmen?“

Christian Hauk von Borussia Veen ist dafür, zumindest die Hinrunde ins Ziel zu bringen. Die Gelb-Schwarzen halten sich derzeit mit zwei Läufen pro Woche und einem Pflicht-Workout fit. „Die Sache mit den Schnelltests ist nicht nur eine Finanzfrage, sondern auch eine der Organisation. Wir haben einen großen Kader, zum Training kommen meist 20 Leute“, hebt Hauk hervor.

Euphorie beim SV Schwafheim wegen Kunstrasen

VfL Repelens Sportchef Sascha Weyen will sich Anfang nächster Woche mit seinem Vorstand abstimmen: „Die Bereitschaft ist durchaus da, ins Teamtraining einzusteigen. Vielleicht wird aber auch das Individualtraining am Platz auf mehrere Tage verteilt.“

Die Kicker des SV Schwafheim laufen derzeit dreimal pro Woche in Eigenverantwortung und mit Aufgaben von Trainer Manfred Wranik. „Unser Ziel ist Kontaktsport nach Ostern, sofern es die Coronazahlen zulassen. Alles andere ist schwierig, aufwendig und auch mit Kosten verbunden“, sagt der Coach, „gleichwohl brennen die Jungs darauf, zurück auf den Platz zu kommen.“

Xantens Trainer: Laufen ist kein Ersatz für Fußball

Die positive Nachricht, dass die Grün-Weißen einen Kunstrasenplatz erhalten, hat durchaus für eine kleine Euphorie im Verein gesorgt.

TuS Xantens Cheftrainer Thomas Dörrer hatte sich zuletzt der Corona-Situation in Deutschland entzogen und hielt sich aus gesundheitlichen Gründen auf der ganzjährig warmen Atlantikinsel Fuerteventura auf, kehrt nun aber an den Niederrhein zurück: „Wir haben uns fitgehalten so gut es geht. Aber nur laufen, laufen, laufen – das ist kein Ersatz für Fußball. Und Mannschaftstraining ohne Dusche oder Geselligkeit danach ist ja nichtmal die halbe Freude.“

Sonsbecker Trainer mahnt: „Wir brauchen den Wettkampf“

Auch in der Landesliga überschatten die Fragezeichen weiter die Trainingspläne. Andreas Weinand vom VfL Tönisberg würde die Schnelltest-Option ziehen, „wenn alle einverstanden wären und die Tests selber zahlen. Dann wäre es machbar“. Der Aufsteiger ist derzeit Siebter, hat aber nur drei Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone.

SV Sonsbecks Trainer Heinrich Losing gibt zu, dass die Corona-Situation „ermüdet und nervt. Training in ganz kleinen Gruppen ist nicht mehr als Beschäftigungstherapie. Wir brauchen den Wettkampf“.

Die Sonsbecker, immerhin Tabellenführer der Landesliga, wollen sich nächste Woche beraten, ob Teamtraining mit Schnelltests machbar ist. „Das wird eine Kostenfrage. Ich kann von den Spielern ja kaum verlangen, dass sie pro Trainingseinheit einen Test selber bezahlen“, sagt Losing.

SV Scherpenberg und Fichte Lintfort bereiten sich vor

Gleichwohl ist der Coach dafür, die Saison fortzusetzen, um eine Wertung zu erlangen – mit einer möglichen Rückkehr der Sonsbecker in die Fußball-Oberliga.

Für den SV Scherpenberg und Fichte Lintfort ginge es ab Mai dagegen erst einmal um den Klassenerhalt. SVS-Trainer Ralf Gemmer startet mit seinen Mannen ab Montag durch: „Wir werden so intensiv trainieren, wie die Regeln es zulassen – vermutlich aber nicht auf unserem Aschenplatz.“

Fichte-Coach Volker Hohmann hat seine Mannen seit Dienstag schon auf dem Kunstrasen an der Franzstraße versammelt. Dreimal 45 Minuten in kleinen Gruppen. „Wir machen das, was erlaubt ist. Dazu müssen wir schlau arbeiten, um möglichst gut vorbereitet zu sein“, betont Hohmann. Ob das Thema Schnelltests eines wird, lassen beide Trainer noch offen.

Quelle: NRZ, 12.03.2021, Michael Ryberg,

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